Wie jede Pflanze ihre Wurzel braucht, brauchen auch Kinder Wurzeln, die ihnen Halt geben und sie nähren.
Die Jahre der Kindheit sind prägend für das weitere Wachstum - was jetzt angelegt wir, ist wie die Wurzel, die Basis für das weiter Leben. Die geht nicht mehr verloren. Hier beginnt gesunder Menschenverstand, gesunder Körper- und Organaufbau.
Auch der Grundstein für eine starke Persönlichkeit wird in den ersten Lebensjahren gelegt.
Die eigenen Wurzeln bilden sich unter dem charakteristischen Einfluss der heimischen Umgebung - dazu zähle ich neben dem sozialen Umfeld unter anderem auch die geografischen Gegebenheiten: zB den Ort, seine Lage in der Landschaft mit ihren unverwechselbaren Merkmalen (spezifischer Boden, die dazu gehörigen Pflanzen, Berg, Fluss, Ebene...), den Sprachraum, das regionale Brauchtum - und wie mit all dem umgegangen wird.
Die stärkende Wirkung von intensivem und beständigem Kontakt mit der Natur durfte ich in meiner Kindheit an mir selbst erleben und später als Mutter an meinen nun schon erwachsenen Kindern. Heute ist es die Wissenschaft, die Beweise dafür bringt.
Der Wunsch der Gärtnerin in mir ist, dass die Natur wieder den Stellenwert erhält, der ihr "von Natur aus" zusteht, dass Menschen sie wieder schätzen lernen als unsere Lebensgrundlage und sie dementsprechend behandeln. Das geht ausschließlich über das Erleben, nicht über verstandesmäßigen Biologie- oder Erdkundeunterricht 1mal pro Woche. Erleben geht nur und nur übers Tun, übers "Mittendrin-sein" und Ausprobieren. Es braucht Wiederholung Wiederholung Wiederholung. Das ist es auch, was das innere Wachstum des Menschen braucht hin zu einer starken, standfesten Persönlichkeit. Auch deswegen ergänzen sich Natur und Kinder so gut.
Die Mütterlichkeit in mir möchte Kindern einen Raum geben, in dem sie starke Wurzeln bilden können als Basis für starke Persönlichkeiten und zur Entfaltung ihres vollen Potentials.
Was Kinder dafür unter anderem brauchen:
- Güte
- Spiel
- Freiräume
- ohne Leistungsdruck in der Natur sein dürfen
- Wertfreiheit
- Umgang mit Elementarem - Erde, Wasser, Feuer, Luft
- in der eigenen Geschwindigkeit sein dürfen
- endlich mal nichts müssen, nicht lernen müssen
Welche Rolle spielt die Natur:
- sie nimmt jeden so wie er ist
- sie wertet nicht
- sie stellt keine Bedingungen
- sie reagiert nicht auf Verhaltensmuster
- sie ist neutral - immer
- sie ist ein lebendiges System, das aus vielem Einzelnen besteht
- sie prägt sich ein in den Menschen
Der kontinuierliche Umgang mit unserer Lebensgrundlage im "Garten für Kinder" wirkt auf verschiedensten ineinander greifenden Ebenen:
- Anbau/Pflege heimischer Pflanzen - Gemüse und Kräuter
- Erhalt von regionaler Pflanzen -und Tierwelt
- Förderung eines funktionierenden kleinen Ökosystems
- Wiedereingliederung des Menschen in den natürlichen Rhythmus der Erde
- Natürliche Zusammenhänge prägen sich bis auf Zellebene in den menschlichen Organismus ein
- Belebung der Sinne so nebenbei
- Spielerisches, Stress- und Angst-freies Erforschen und Erleben fördern Selbstbewusstsein, Kreativität und damit Lebensfreude
- Stärkt Körper und Seele und unterstützt damit die Entwicklung der Persönlichkeit
- Die Erde wird als ein sich selbst erhaltendes System erlebt
- Umweltbewusstsein verliert seine theoretische Färbung, wird nun gelebt
- Liebe zur Natur durch positive Erfahrungen auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene
Und was hat die Natur davon?
"Die Erde ist krank, sie braucht Heilung und ein wenig Liebe, um ihren Schmerz zu lindern" so heißt es (frei übersetzt) in dem Lied "La Tierra" der Spanierin Bebe. Wer könnt das unbedarfter geben als die Kinder?
Nachhaltigkeit ist, wenn Naturpflege Selbstverständlichkeit ist und als Normalität der jüngsten Generation in Körper, Seele und Geist übergegangen ist. Nachhaltigkeit resultiert aus dem Wissen darum, dass es keine Trennung gibt.
Gärteln und spielen und werkeln und kreativ sein gehören zusammen - spielerisch lernen, wie das so ist mit den natürlichen Wundern. Wir säen, pflanzen, hacken und gießen und denken auch an Vögel und Hummeln und Käfer und was das sonst noch so kommen will an Getier....
Derzeit gibt es die Stadtdruidinnen als VHS-Kurs, wir haben wöchentlich ein Outdoor-Angebot für 5-9 Jährige, und es können Outdoor-Kindergeburtstage gebucht werden.
Für den Verein NaturFreunde eV leite ich die Gruppe für Kinder (bis 9 Jahre) jeden 4.Donnerstag im Monat.
Inwieweit sich dieses Projekt auf dem Gelände Am Schmiedelweg 2 in Günzburg wohl verwirklichen lässt? Der Anfang ist schon getan. Und es fühlt sich so so gut an.
Günzburg, im Juni 2016
Projektleitung: Susanne Kallert
Die Renaturierung des Menschen - das Erleben seiner wahren Natur, seiner Ganzheit - und damit der Erhalt unserer Über-Lebens-Bedingungen erweist sich als zeitgemäß, wenn der Blick darauf die Zukunft miteinbezieht.